I, Daniel Blake

Wer wissen will, wieso sich Grossbritannien für den Brexit entschieden hat, muss diesen neuen Film von Ken Loach sehen. Er erzählt die Geschichte von Menschen, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, um Arbeit und Würde kämpfen: Der 59-jährige Daniel Blake, Schreiner in Newcastle, verliert seine Stelle nach einem Herzinfarkt. Auf der Arbeitssuche fällt es ihm schwer, den Weg durch das Labyrinth der Bürokratie zu finden. Er bekommt Hilfe von der alleinerziehenden Mutter Katie, die ebenfalls am Existenzminimum lebt. Doch diese Form der Solidarität hat ihre Grenzen, wenn das System stärker ist als die Individuen.

Ken Loachs langjähriger Drehbuchautor Paul Laverty wurde angeregt durch die in der britischen Boulevardpresse angefachte Hetze gegen sozial Schwache als «Schmarotzer». Aus der Wut heraus erzählen Loach und Laverty humorvoll und ohne falsches Pathos vom Kampf eines ungleichen Paares gegen staatliche Ausgrenzung und Bestrafung. Der Regisseur sagte an der Medienkonferenz vom August 2016 in Locarno: «Heute gibt es Menschen in Grossbritannien, die Hunger leiden; das kann ich einfach nicht akzeptieren.» Und: «Gegen diese Zustände müssen wir gemeinsam kämpfen. Ich tue dies mit meinen Möglichkeiten des Kinos.» Mit dem Publikumspreis von Locarno, der Goldenen Palme von Cannes und einer Lobenden Erwähnung der Ökumenischen Jury wurde das Sozialdrama als einer der besten Filme in diesem Kino-Jahrgang ausgezeichnet.

Charles Martig, Filmjournalist Katholisches Medienzentrum

«I, Daniel Blake», 100 Minuten, Grossbritannien/Frankreich 2016, Regie: Ken Loach, Besetzung: Dave Johns, Hayley Squires, Dylan McKiernan; Verleih: Filmcoopi Zürich, Internet: http://www.filmcoopi.ch

Kinostart: 08. Dezember 2016

 

«I, Daniel Blake» ist unser Film des Monats Dezember 2016 und als pdf abrufbar. Film-des-Monats-Archiv