Hexenkinder

Der Innerschweizer Regisseur Edwin Beeler berichtet in «Hexenkinder» von berührenden Schicksalen in Schweizer Waisenhäusern. Es geht um «zwangsversorgte» Kinder, die als verwahrlost, sündig und vom Teufel besessen galten. Eindrücklich erzählen die heute erwachsenen MarieLies, Pedro, Annemarie, Willy und Sergio von ihren traumatischen Erlebnissen. Sie haben Gewalt, Erniedrigung und Folter erlebt. In Einsiedeln waren es die Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz, die für die Taten verantwortlich waren; ebenso werden die «Stiftung Gott
hilft» in Zizers und das Kinderheim «Mariahilf» in Laufen, damals im Kanton
Bern, thematisiert.

Edwin Beeler geht es aber nicht darum, die Täter*innen anzuklagen. Er will die Stimmen der Opfer zu Wort kommen lassen. Das gelingt ihm mit grossem Feingefühl und einer beeindruckenden Empathie. Mit Bildern von offenen Landschaften bietet der Dokumentarfilm auch immer wieder Oasen zum Verschnaufen. Dieser Raum zum Nachdenken ist wichtig für die Zuschauenden, denn vielfach ist es kaum erträglich, was wir hier erfahren. Beeler zieht als Historiker auch Parallelen zu den «Hexenkindern» in der Schweiz des 17. Jahrhunderts, von denen wir aus den Gerichtsakten erfahren. So entsteht ein authentisches Portrait misshandelter Kinder, denen Unrecht getan wurde; über Jahrhunderte hinweg. Sie haben ein Recht, heute gehört zu werden. Ihre Leiden und ihre Widerstandskraft sind beeindruckend.

Charles Martig, Filmjournalist kath.ch

Kinostart: 17. September 2020

«Hexenkinder», CH 2020, Regie: Edwin Beeler: mit: MarieLies Birchler, Sergio Devecchi, Annemarie Iten-Kälin, Willy Mischler, Pedro Raas; Verleih: Calypso Film AG; http://www.hexenkinder.ch