Happy End

Das Ende des Hamsters wird per Smartphone-Kamera festgehalten und in Form eines Whatsapp-Chats trocken kommentiert. Auch den Selbstmordversuch des Grossvaters dokumentiert die dreizehnjährige Eve mit dem Mobiltelefon. Eine unmenschliche, eine kalte Welt ist es, die Michael Haneke dem Publikum präsentiert. In «Happy End» zerbröckelt die polierte Oberfläche einer gutbürgerlichen Industriellenfamilie, weil zu viel Geheimniskrämerei betrieben wird und zu viel Desinteresse vorherrscht. Vor allem aber mangelt es an zwischenmenschlicher Kommunikation.

Teenie-Mädchen Eve hat zuerst ihren Hamster und danach ihre nervende Mutter mit Antidepressiva vergiftet. Ihr Vater, der mit einer neuen Familie auf dem grossbürgerlichen Familiensitz lebt, nimmt sie zu sich, hat aber kein grosses Interesse an ihr. Auch die Tante verhält sich distanziert. Ihren eigenen, alkoholkranken Sohn vernachlässigt sie. Der greise Grossvater, der sich als Gefangener bezeichnet, versucht immer wieder, sich selbst zu töten – allerdings ohne Erfolg. Eine dysfunktionale Familie par excellence: denn, obwohl alle miteinander via digitaler Medien kommunizieren, wird nicht geredet. Haneke unterstreicht dieses Paradoxon, indem er ein grosses Manko dieser Kommunikationsmittel verdeutlicht: zu einem wirklichen Austausch braucht es ein Gegenüber, das zuhört, mitdenkt und sich vor allem einfühlt. «Happy End» ist eine erschütternde Gesellschaftskritik, die lange nachhallt.

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«Happy End», Frankreich/Österreich/Deutschland, 2017, Regie: Michael Haneke; Besetzung: Isabelle Huppert, Mathieu Kassovitz, Jean-Louis Trintignant; Verleih: Filmcoopi Zürich, Internet: http://www.filmcoopi.ch; Filmseite: http://www.filmcoopi.ch/filmreel-Happy%20End-de_CH.html

Kinostart: 12.10.2017