Gaza mon amour

Der eigensinnige Fischer Issa hat mit seinen 60 Jahren nie geheiratet und beschliesst nun, es doch noch zu tun. Grund dafür ist die verwitwete Schneiderin Siham, in die er sich heimlich verliebt hat. Nicht nur seine unbeholfene Art erschwert seine Annäherungsversuche – als er eines Nachts eine antike Statue aus dem Meer fischt und bei sich versteckt, klopft schon bald die Polizei an seine Tür. Liebenswerter Charme und kauzig Kaurismäki-angehauchter Humor tragen den zweiten Spielfilm der palästinensischen Zwillingsbrüder Arab und Tarzan Nasser. Das ungezwungene Spiel der Hauptdarstellenden Salim Dau und der einmal mehr grossartigen Hiam Abbass ist ein Erlebnis. Am eindrücklichsten an dieser Liebesgeschichte ist das lebendige Gefühl für die Szenerie: Al-Shati ist ein Flüchtlingslager im Gazastreifen. Die Normalität des palästinensischen Alltags inmitten der politischen Unruhen wird von den dortigen Bewohnern achselzuckend mitgetragen. Viele suchen ihr Glück lieber in der Fremde. So ist der Blick der beiden Regisseure, die mittlerweile selbst im Exil leben, ein melancholischer. Sie betrachten den Ort mit kritischer Zuneigung, sparen den limitierten Radius, den Issa mit seinem Boot befahren darf oder die verfallenden Wohnungen, die von regelmässigen Stromausfällen betroffen sind, nicht aus. «Gaza Mon Amour» ist deshalb Liebesbeweis und Abschied an das titelgebende Gebiet in einem.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Gaza mon amour», Frankreich/Palästina/Deutschland/Portugal 2020, Regie: Arab Nasser, Tarzan Nasser, Besetzung: Salim Dau, Hiam Abbass, Manal Awad, Verleih: Praesens, http://www.praesens.com

Kinostart: 12. August 2021