Fuocoammare

Als Papst Franziskus am 8. Juli 2013 nach Lampedusa reiste, wollte er damit die Aufmerksamkeit auf die Flüchtlingskrise im Mittelmeer lenken. Dasselbe versucht Gianfranco Rosi mit seinem Dokumentarfilm «Fuocoammare», was so viel wie «brennendes Meer» bedeutet. Diese Metapher steht für eine traurige und unerträgliche Katastrophe im mediterranen Raum, direkt vor den Toren Europas. Rosi nimmt jedoch Abstand von den schockierenden Schlagzeilen und erzählt die Geschichte des 12-jährigen Samuele und seiner Fischerfamilie auf Lampedusa.

Eindrücklich erleben wir die Spuren der Fluchtbewegung im Alltag der Insel. Dabei ist die Begegnung mit dem Arzt Pietro Bartolo von besonderer Bedeutung. Er begleitet bereits seit Jahren die Ankunft von Flüchtlingsbooten auf der Insel. Er muss erschöpfte Menschen behandeln und die zahlreichen Leichen aus den Bäuchen der Boote bergen; aus der «3. Klasse», wie Dr. Bartolo sagt. Aus den Bildern und den Kommentaren des Arztes lässt sich erschliessen, welche menschliche Tragödie sich hier abspielt. Erträglich wird dies nur durch die Einbettung in das Leben einer italienischen Familie, die so etwas wie einen «normalen Rahmen» für den Einbruch des Ungeheuerlichen bietet. Das Ergebnis ist ein aussergewöhnliches Werk an der Grenze zwischen Fiktion und Dokumentation, das uns mit seiner Authentizität berührt und hoffentlich aufrüttelt.

Charles Martig, Filmjournalist Katholisches Medienzentrum

«Fuocoammare», Italien/ Frankreich 2016, Regie: Gianfranco Rosi, Dokumentarfilm mit Samuele Pucillo, Mattias Cucina, Samuele Caruana, Pietro Bartolo; Verleih: Xenix Filmdistribution, Internet: http://www.xenixfilm.ch/de

Start: 1. September 2016

«Fuocoammare» ist unser Film des Monats September und als pdf abrufbar. Film-des-Monats-Archiv