Final Portrait

Als sich der junge amerikanische Schriftsteller und Kunstliebhaber James Lord 1964 in Paris aufhält, fragt ihn sein Freund Alberto Giacometti, ob er ihm für ein Porträt ein paar wenige Stunden lang an einem Nachmittag Modell sitzen würde. Lord sagt geschmeichelt zu und lernt in der Folge Giacomettis Schaffen unmittelbar kennen; er wird Zeuge, wie der Künstler immer wieder von seinem Umfeld abgelenkt wird und an seinem Können zweifelt. Aus einer Laune heraus kann Giacometti wertvollste Zeichnungen verbrennen; und er übermalt immer wieder das begonnene Porträt. Lord muss seinen Rückflug etliche Male verschieben und erreicht schliesslich erst durch eine List, dass das Porträt nach mittlerweile 18 Sitzungen endlich fertig wird – es sollte sich als Giacomettis letztes Bild herausstellen. Regisseur Stanley Tucci hat sich intensiv mit Giacometti auseinandergesetzt. Er übernahm Originalaufzeichnungen von Lord, liess das Künstleratelier sehr detailgetreu nachbauen, und fand eine herausragende Besetzung der Hauptrollen. Obwohl nur ein Ausschnitt aus Giacomettis Wirken gezeigt wird, offenbaren sich umfassende Wesens- und Schaffenszüge – insbesondere sein Ringen um Vollendung. «Final Portrait» geht in die Tiefe, riskiert überraschende Seitenblicke und -einstellungen, unterhält mit süffigen Zitaten, und wirkt deshalb – bei aller Fiktion – beinahe wie ein poetischer Dokumentarfilm.

Thomas Schüpbach, Pfarrer ref. Kirchgemeinde Zürich-Sihlfeld und Mitglied bei Interfilm

«Final Portrait», Grossbritannien 2017, Regie: Stanley Tucci; Besetzung: Geoffrey Rush, Armie Hammer, Sylvie Testud; Verleih: Filmcoopi Zürich AG, http://www.filmcoopi.ch

Ab 24. August 2017 im Kino