Evangelische Perspektiven. Stoppschild für den freien Geist?

Verbote schaffen Klarheit, Gebote leiten zum Handeln – und zum Widerspruch. Von Kindesbeinen an reizen Verbote, sie zu übertreten. Allerdings lehrt die Erfahrung oft, dass sie einen Sinn haben. Ein Griff auf die heisse Herdplatte macht das unmissverständlich klar.
Die Verbote, um die die Gesellschaft heute ringt, beziehen sich meist auf die Umwelt, die Rettung der Natur. Für Ganz neue Erfahrungen mit Verboten sorgten Kontaktverbote wegen der Corona-Pandemie-Bekämpfung. Befürworter stehen Gegnern scheinbar unversöhnlich gegenüber. Der Philosoph Richard David Precht plädiert dafür, mit mehr Verboten Klarheit in einigen gesellschaftlichen Bereichen zu schaffen. Das Rauchverbot in Lokalen, vor zwanzig Jahren noch undenkbar, habe zum Beispiel Klarheit gebracht – und viele sind damit heute zufrieden. Religiöse Menschen haben mit Verboten und Geboten seit Jahrtausenden Erfahrung: Sind es im Christentum vor allem die zehn Gebote, so setzt sich das Judentum mit 613 auseinander. Die Geschichte dieser Gebote und Verbote hilft noch heute, die Macht der Regeln für Gesellschaften besser zu verstehen