Evangelische Perspektiven. Jesus, der Mystiker

War Jesus ein Mystiker? Nicht-christliche Theologen verstehen ihn gelegentlich in diesem Sinn: als Mensch, der sein eigenes Leben radikal aufgab, um eins mit Gott zu werden. Kennt man doch in allen Religionen die Sehnsucht nach unmittelbaren Erfahrungen mit dem Göttlichen. Mystiker aller Zeiten spürten den Wunsch, dem eigenen Ich «zu sterben» und sich auf einen geheimnisvollen Prozess einzulassen, sein Ziel ist ein «neues Leben» in Einheit mit Gott. Doch was für die christliche Mystik des Mittelalters noch selbstverständlich war, ist in den Kirchen des 20. Jahrhunderts weithin aus dem Blick geraten. Umso mehr überraschen derzeit Versuche der modernen Psychologie, Jesus als «Mystiker» zu sehen. Sein Leben und Sterben wird dabei neu zu einem Vorbild, das Hoffnung schenkt