Evangelische Perspektiven. Der evangelische Theologe Karl Barth

Er war ein religiöser Sozialist, sagen die einen, ein autoritärer Rechthaber, sagen andere, ein theologischer Künstler, ein Ästhet, sagen wiederum andere. Unbestritten ist, dass Karl Barth, dessen Todestag sich heuer zum 50. Mal jährt, als einer der grössten evangelischen Theologen des 20. Jahrhunderts gilt. Hinterlassen hat der Schweizer reformierte Pfarrer aus einer kleinen Gemeinde im Kanton Aargau ein umfangreiches Werk, das nicht nur unter den Theologen seiner Zeit für Furore sorgte: angefangen bei seinem revolutionären Römerbriefkommentar, der als Anbruch der so genannten Dialektischen Theologie gilt bis hin zu seiner 9’000 Seiten starken «Kirchlichen Dogmatik», die Gottes Gnade und den Erlösertod Christi kompromisslos ins Zentrum rückt. Barth rechnete radikal ab mit den theologischen Moden und Konzepten seiner Zeit, mit Liberalismus und Rationalismus, Entmythologisierung und Kulturprotestantismus. Er erfand ein neues Reden von Gott als dem «ganz Anderen», der sich nicht für irdische Zwecke instrumentalisieren lässt