Evangelische Perspektiven. Gott als Prozess!

Fast zwei Jahrtausende hat der christliche Glaube mittlerweile auf dem Buckel, Jahrhunderte schon stehen die Worte seiner Bibel wie in Stein gemeisselt. Von wegen… Tatsächlich bleibt ein lebendiger Glaube niemals unverändert, er entwickelt sich, verändert sich, wächst oder verkommt zum Aberglauben, zum verkrusteten Dogmatismus, der nur dem Selbstzweck dient. Dabei ist der Gott der Bibel nie Stillstand, nie ein starres, unveränderliches Bild, sondern stets ein Phänomen in Bewegung: ein flackerndes Feuer, eine wandernde Gewitterwolke, ein Windstoss. Selbst der Name Gottes im Alten Testament drückt dieses beständige Werden aus: «Jahwe», so stellt sich Gott Mose vieldeutig vor, etwa: Ich bin, der ich sein werde. Gott ist nie, Gott wird immer. Diese immerwährende Bewegung spiegelt sich in Spielarten christlicher Spiritualität – vom beständig gemurmelten Gebet der ersten Mönche über die Naturspiritualität irischer Missionare bis hin zu Menschen, die sich beim Pilgern im Gehen ihren Platz im grossen Ganzen erlaufen