Et au pire on se mariera (Wie wäre es mit heiraten?)

Aïcha ist eine 14jährige Rotznase von engelhafter Schönheit. Die junge Frau sitzt in Untersuchungshaft und erzählt aus ihrem Leben. Sie wohnt mit ihrer Mutter, einer hervorragenden Köchin, die – so die Pubertierende – beruflich andern den Hintern putzt in einem Aussenquartier von Quebec. Seit der Trennung von ihrem Stiefvater ist niemand mehr da, der sich tagsüber um sie kümmert und ihre Gefühlsschwankungen auffängt. Dann lernt sie Baz kennen. Für sie ist es «le coup de foudre» und sie sieht in ihm den perfekten Partner, obwohl er doppelt so alt ist wie sie. Wo Baz sich aufhält, ist Aïcha nicht fern. Was der feinfühlige Mann nicht ahnt, ist, dass Aïcha ständig zwischen Wunschdenken und Realität oszilliert und ihm Geschichten auftischt, die ihm zuweilen auch Vernunft und Gefühl, Nähe und Distanz durcheinanderwirbeln. Gerade aber, dass Baz standhaft bleibt und seine Verantwortung gegenüber dem jungen Mädchen wahrnimmt, führt unweigerlich ins Unglück.

Léa Pool ist mit der Verfilmung des Romans von Sophie Bienvenu ein einfühlsames Porträt über einen Teenager gelungen, dessen narzisstische und ambivalente Persönlichkeit als Hilfeschrei nach Vater- und Mutterliebe gedeutet werden kann.

Brigitte Affolter, Pfarrerin am Pilgerweg Bielersee und Co-Präsidentin interfilm Schweiz

«Et au pire on se mariera», Kanada/Schweiz, 2017, Regie: Léa Pool, Besetzung: Sophie Nélisse, Karine Vanasse, Jean-Simon Leduc, Verleih: filmcoopi, https://www.filmcoopi.ch, https://www.filmcoopi.ch/movie/et-au-pire-on-se-mariera-wie-ware-es-mit-heiraten

Filmstart: 22. März 2018

https://www.youtube.com/watch?v=akZ2sSEDNNg