Eldorado

Markus Imhoof stellt sie oft, die Fragen nach unserer gesellschaftlichen Verantwortung für das, was auf der Welt passiert. Häufig liegt seine Sicht der Dinge dabei einer persönlichen Erfahrung zugrunde, so wie in seinen Spielfilmen «Das Boot ist voll» (1981) und «Flammen im Paradies» (1996). Auch «Eldorado» ist Imhoofs Kindheitserinnerung an das italienische Flüchtlingskind Giovanna geschuldet, dass von seiner Familie während des 2. Weltkrieges aufgenommen wurde. Auch die Odyssee der Flüchtlinge aus afrikanischen Ländern, die versuchen, über das Mittelmeer Italien zu erreichen, kann mit Begriffen wie Illusion, Hoffnung und Ernüchterung beschrieben werden.

Imhoof durfte die Operation «Mare Nostrum» mit der Kamera begleiten. Dadurch sehen wir als Zuschauer mehr, als die nüchternen Nachrichtenbilder, die uns verzweifelte und erschöpfte Gesichter zeigen. Wir verfolgen den Weg dieser Menschen, nachdem sie aus dem Wasser gefischt wurden. Wir sind dabei, wenn sie berichten, was sie erlebt haben. Wir sehen, in welche Auffanglager sie kommen und in welches, von der Mafia kontrollierte Ghetto, wenn ihr Asylgesuch abgelehnt wurde. Wir sitzen in den Anhörungen, die darüber entscheiden, wer bleiben darf und wer nicht. Und später mit denjenigen im Zug, die in ihre Länder zurückgeschickt werden. Am Ende, und das ist Imhoofs unbequemer Fragestellung zu verdanken, glauben wir nicht mehr, dass das Alles nicht in unserer Verantwortung liegt. Und das ist gut so.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Eldorado», Schweiz 2018, Regie: Markus Imhoof, Verleih: Frenetic Films, http://www.frenetic.ch, http://www.frenetic.ch/katalog/detail//++/id/1041

Kinostart: 8. März 2018

https://www.youtube.com/watch?v=WP_E3lfs_Fk