Drunk (Another Round)

Der Gymnasiallehrer Martin fühlt sich seit längerem ausgebrannt und innerlich leer. Unmotiviert bewegt er sich durch sein Familienleben und seinen Unterricht. Ähnlich ergeht es seinen besten Freunden Tommy, Peter und Nikolaj.

Bei einem gemeinsamen Abendessen reift die Idee, eine Theorie des norwegischen Psychiaters Finn Skårderud in der Praxis zu erforschen: Da der Blutalkoholwert aller Menschen stets zu niedrig sei, solle man täglich bis zu einem gewissen Promillewert trinken, um lockerer und leistungsfähiger zu werden und dadurch Depressionen in den Griff zu bekommen.

Das Projekt der vier Lehrer scheint vorerst zu funktionieren. Euphorisch notieren die Trinkfreunde ihre Erfahrungen. Doch bald meldet sich die Sucht. Die Gelage werden grösser und nicht nur Martin verliert langsam den Boden unter den Füssen.

Thomas Vinterbergs Film bietet viel Konfliktpotenzial (betrunkene Pädagogen) und bewegt sich sicherlich in einer ethischen Grauzone (Kontroverse der Gesellschaftsdroge Alkohol). Doch die Tragikomödie handelt nicht nur vom Kontrollverlust einiger von der Midlife-Crisis gebeutelter Männer und dem schmalen Grat zur Abhängigkeit. Vielmehr erzählt Vinterbergs oscarprämiertes Werk vom Leben, davon, seine Neugierde nicht zu verlieren und mehr Risiken einzugehen. Aus diesem Grund moralisiert er das Trinken nicht, sondern sieht die Möglichkeiten, sich entweder darin zu verlieren oder sich – in Massen – davon beflügeln zu lassen.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Druk», Dänemark 2020, Regie: Thomas Vinterberg, Besetzung: Mads Mikkelsen, Thomas Bo Larsen, Lars Ranthe, Verleih: Pathé Films, http://www.pathefilms.ch