Double peine

Wenn eine Mutter eine Gefängnisstrafe absitzen muss, wird sie nie alleine bestraft: Immer leiden auch ihre Kinder mit. Oft werden sie von fragwürdigen Justizsystemen ausgegrenzt und müssen mit ihrer Mutter hinter Gittern leben. In ihrem Dokumentarfilm «Double peine» erzählt die kanadisch-schweizerische Regisseurin Léa Pool von dieser «doppelten Strafe»: Sie besuchte betroffene Mütter und Kinder in Nepal, Kanada, Bolivien und den USA. Im Fokus stehen das Schicksal und der Alltag der Kinder, welche oft von ihren engsten Bezugspersonen beraubt und von ihrem Umfeld verstossen werden. Dank dem beherzten Einsatz von unabhängigen Organisationen wird ihnen wenigstens ein Stück Zuhause und Geborgenheit ermöglicht. Trotz seiner für eine Dokumentation beachtlichen Dauer von 103 Minuten wirkt der Film nicht zu lang: vielmehr ist es ein Gewinn, dass die Kamera sich Zeit lässt, bei den Darstellern zu bleiben, dass ausführlich über sie und ihre Situation berichtet wird, und dass dabei nie plump auf die Tränendrüse gedrückt wird oder voyeuristische Einstellungen bemüht werden. Es berührt, wie direkt und unverstellt die Not der Kinder und Mütter gezeigt wird, und wie doch immer auch hoffnungsvolle Aspekte aufblitzen und bewusst Momente der Freude gezeigt werden. «Double peine» gibt denjenigen eine Stimme, die doppelt bestraft und deshalb kaum mehr gehört werden

Thomas Schüpbach, Pfarrer ref. Kirchgemeinde Zürich-Sihlfeld und Mitglied bei Interfilm

Filmstart: 13.04.2017

Interview mit der Regisseurin Léa Pool auf https://www.kath.ch/newsd/der-preis-den-sie-zahlen-ist-zu-hoch/

«Double Peine», Schweiz/Kanada 2016, Dokumentarfilm von Léa Pool; Verleih: Filmcoopi Zürich AG, http://www.filmcoopi.ch