Der junge Karl Marx

1844 lernt Karl Marx, der mit seiner Frau Jenny und ihrem Kind im bescheidenen Pariser Exil lebt, den Industriellensohn Friedrich Engels kennen. Die unterschiedliche Herkunft der beiden jungen Männer führt zwar zu einer ersten kritischen Begegnung, verhindert aber nicht, dass bald eine enge Freundschaft entsteht. Marx und Engels inspirieren sich gegenseitig und verspüren immer mehr den Drang, die herrschenden Gesellschaftsstrukturen nicht nur zu analysieren und zu interpretieren, sondern auch zu verändern. Zwei starke Frauen stehen mutig an ihrer Seite. Im Film «Der junge Karl Marx» wird die Entstehung des kommunistischen Manifests plausibel und spannend erzählt. Regisseur Raoul Peck bleibt nicht bei den Ideen von zwei klugen Köpfen stehen, sondern zeigt auch die Nöte der Leute: die Kamera ist nahe bei den Menschen und fokussiert deren Lebensumstände. Pecks ästhetisch brillanter Film überzeugt mit einnehmenden Schauspielleistungen und leuchtet die porträtierte Zeit in ihren Farben aus. Darüber hinaus schlägt er eine Brücke von damaligen zu aktuellen Anliegen: es wird offenbar, wie wünschenswert es gerade auch heute ist, eine Einheit und Gleichheit aller Menschen anzustreben – nicht nur mit schlüssigen Reden, sondern stets verbunden mit konkreten und beherzten Taten. Pecks Auseinandersetzung mit dem Kommunismus ist weniger eine Parteinahme als ein genereller ethischer Impuls.

Thomas Schüpbach, Pfarrer ref. Kirchgemeinde Zürich-Sihlfeld und Mitglied bei Interfilm

«Der junge Karl Marx», Frankreich/Deutschland/Belgien 2016, Regie: Raoul Peck; Besetzung: August Diehl, Stefan Konarske, Vicky Krieps; Verleih: Filmcoopi Zürich AG, http://www.filmcoopi.ch

Kinostart: 11.05.2017