Der Frosch

Schriftsteller Jonas steckt in einer Lebens- und Schreibkrise. Einst als gefeiertes Talent mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet (sein Kommentar: Das ist in der Schweiz demographisch bedingt, den gewinnt jeder einmal), hat ihn die Trennung von Frau und Kind aus der Bahn geworfen. Nun schluckt er Antidepressiva und verdingt sich als genervter Schreiblehrer in der Migros Klubschule. Dort schneit eines Tages die unkonventionelle Gina mit ihrem chaotischen, doch ausbaufähigen Notizgekritzel herein und wirbelt Jonas Leben gehörig durcheinander. Schon in «Lago Mio» von 2004 erzählte der Zürcher Regisseur und Drehbuchautor Jann Preuss die Geschichte eines Mannes, dem die Freundin davonläuft, weil er die Arbeit über alles stellt. Eine ähnliche Ausgangslage hat «Der Frosch». Nur ist hier nichts mehr zu retten und der Protagonist projiziert dazu ein manisches Muster auf die neue Beziehung, die er erst als Notseil aus seinem tiefen Loch ansieht. Urs Jucker spielt den sympathischen Zyniker äusserst glaubwürdig, selbst dann, wenn dieser sich in Tagträumen verliert. Man fühlt mit Jonas, wenn die Realität ihn einholt und er sich mit Orks und anderen schlechten Ideen seiner minderbegabten Schützlinge herumschlagen muss. «Der Frosch» ist nicht nur eine gelungene Komödie über einen Mann in der Midlife-Crisis, sondern, und das macht ihn sehenswert, eine gelungene, unterhaltsame Persiflage auf das Schweizer Autorenwesen und den Buchmarkt an sich

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Der Frosch», Schweiz 2016, Regie: Jann Preuss, Besetzung: Urs Jucker, Liliane Amuat, Marina Guerrini; Verleih: Vinca Film, http://www.vincafilm.ch

Kinostart: 23. März 2017