Das letzte Buch

Der Dokumentarfilm nimmt den Lebensfaden der heute 86 jährigen Schweizer Schriftstellerin Katharina Zimmermann auf, die auf unkonventionelle Art und Weise die Frauenrolle ihrer Generation immer wieder so auszudehnen vermochte, dass ihr Lebensentwurf trotz gesellschaftlicher Hindernisse glückte. Als junge Mutter, ausgebildete Lehrerin und Musikerin zieht sie 1964 mit ihrer Familie nach Indonesien, wo ihr Mann im Auftrag der Basler Mission als Pfarrer arbeitet. Obwohl Katharina alles daransetzt, die Menschen vor Ort zu verstehen, erfährt sie bald, wie schmerzlich es ist, als Fremde behandelt zu werden. Das Thema der Migration und Integration begleitet sie fortan im Hin- und Her zwischen der Schweiz und Indonesien. Zusehends fühlt sie sich mit der Frage nach der eigenen Beheimatung konfrontiert. Der Film geht dieser Thematik fragmentarisch nach und zeigt, wie es Zimmermann dennoch gelingt, durch ihre Herzsprache eine Brücke zu schlagen. So unterrichtet sie in Indonesien Musik und leitet einen Chor. Sie hört die Not der Strassenkinder und nimmt zu ihren eigenen vier Kindern fünf weitere bei sich auf. Zurück in der Schweiz schenkt sie tapferen Frauen und Kindern eine Stimme und schreibt gegen lieblose soziale Normen an. Entstanden ist ein Werk von elf Büchern.

Das Leben der Protagonistin über einen weiten Zeitraum aufzuzeichnen, macht Anne-Marie Hallers Film etwas langfädig – zeigt aber auch, wie Zimmermann an ihren Büchern arbeiten musste: oft mit langen Unterbrüchen. Und dass Katharina Zimmermann mit diesem Film geehrt wird, tut einfach gut.

Brigitte Affolter ist Pfarrerin und Co-Präsidentin von Interfilm Schweiz

«Das letzte Buch», 2017, Regie/Drehbuch Anne-Marie Haller und Tanja Trentmann, Verleih: Mythenfilm, http://www.mythenfilm.ch; Filmwebsite: https://mythenfilm.ch/dasletztebuch/dasletztebuch.html

Kinostart: 10. Oktober 2019