Compañeros – La noche de 12 años

Was passiert mit Menschen, die während 12 Jahren unter unvorstellbaren Bedingungen jenseits jeder Form von Rechtsstaatlichkeit inhaftiert werden? Der uruguayische Regisseur Álvaro Brechner beantwortet diese Frage mit einem inhaltlich und stilistisch beeindruckenden und berührenden Werk. Darin wird der Kreuzweg von Mitgliedern der Tupamaro-Bewegung nachgezeichnet, einer kommunistischen Guerilla-Bewegung während der Militärdiktatur in Uruguay, die 1973 aus einem Gefängnis in eine «spezielle Aktion» überführt werden. Darunter befindet sich auch José (Pepe) Mujica, der 2009 zum Präsidenten der Republik gewählt wurde.

Der Film zeichnet ein realistisches, nie pathetisches Bild der totalen Missachtung der Person in einer Diktatur auf der einen Seite, auf der anderen Seite zeigt er die unglaubliche Widerstandskraft des Menschen gegenüber physischer und psychischer Folter. Abgesehen vom unbestrittenen, historischen Wert kann dieses Werk auch als eine Vision eines Totalitarismus angesehen werden, der einem vernichtenden Labyrinth gleicht. Nichtsdestotrotz hält der Film stets am Glauben in die positive Kraft des Menschlichen fest. Es sind die fast überhörbaren Lebenszeichen von Freunden in den Haftanstalten, gedachte und erinnerte Worte und Bilder, die zu Räumen der Hoffnung und der Resistenz werden. Die Finsternis dauert ewig lang, doch es wird wieder Licht werden, trotz des unerträglichen, nachhaltigen Leidens.

Daria Pezzoli-Olgiati, Religionswissenschaftlerin an der Universität München (LMU) und Mitglied der Jury Interfilm am Filmfestival Venedig 2018

«Compañeros – La noche des 12 años», Uruguay 2018, Regie: Álvaro Brechner, Besetzung: Antonio de la Torre, Chino Darín, Alfonso Tort; Verleih: Trigon, Internet: http://www.trigon-film.org, Filmwebsite: https://www.trigon-film.org/de/movies/Noche_de_12_anos

Kinostart: 27.Juli 2019