Boy Erased

Der 19-jährige Jared ist, als Sohn eines Baptistenpfarrers, in seinem Glauben tief verwurzelt. Als er auf dem College von einem Mitstudenten, für den er heimlich schwärmt, vergewaltigt wird, muss er sich seinen homosexuellen Gefühlen stellen. Seine Eltern zeigen für sein Coming-out jedoch wenig Verständnis und verlangen von ihm, sich zu ändern. Dafür soll Jared im Zentrum «Love in Action» eine mehrwöchige Reparativtheraphie durchlaufen, die aus ihm im besten Fall einen heterosexuellen Mann macht.

Der zweite Film von Multitalent Joel Edgerton (der hier zugleich als Regisseur, Schauspieler, Produzent und Drehbuchautor fungiert) findet starke und ehrliche Bilder, um Jareds inneren Kampf mit sich und seiner Umwelt sichtbar zu machen. Der glaubhafte Ton dieser autobiografischen Romanverfilmung spiegelt sich in jedem Detail wieder, von der Besetzung der Nebenrollen bis zur Musik, und wird von den beeindruckenden Darbietungen von Hedges, Kidman und Crowe getragen. Edgerton überzeichnet die Umkehrprogramme nicht, wie andere Filme dieser Art. Stattdessen zeigt er, wie allein durch das Suggerieren von Schuldgefühlen und durch Erniedrigung junge Menschen verstört und schlussendlich gebrochen werden können. Trotzdem ergibt sich das Drama nicht in Schwarz und Weiss. «Boy Erased» zeigt Verständnis für alle Beteiligten, die in ihren Überzeugungen gefangen sind. Auf ihre Gefühle können sie genauso wenig Einfluss nehmen, nur die Einstellung ist veränderbar.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Boy Erased», USA/Australien 2018, Regie: Joel Edgerton, Besetzung: Lucas Hedges, Nicole Kidman, Russell Crowe, Verleih: Universal Pictures, http://www.universalpictures.ch

Kinostart: 21. Februar 2019