Baghdad in My Shadow

Das von einem kurdischen Aktivisten geführte Londoner Café Abu Nawas ist der Zufluchtsort mehrerer Exil-Iraker. Der Dichter Taufiq entkam als Kommunist der Folter Saddam Husseins und arbeitet nun als Nachtwächter im Museum. Amal, die Architektur studiert hat und jetzt im Café aushilft, floh aus der Heimat vor ihrem gewalttätigen Ex-Mann. Mohanad fürchtete, aufgrund seiner Homosexualität, ebenfalls um sein Leben und hat Angst davor, den anderen im Café seinen Freund vorzustellen. Sie alle holt die Vergangenheit ein, als Taufiqs Neffe Naseer, der unter dem Einfluss eines islamistischen Predigers steht, einen Anschlag auf das Café der «Gottlosen» plant.

In Samirs erstem Spielfilm nach 14 Jahren führt der Schweizer Regisseur eine Geschichte fort, die er schon in seinem letzten Dokumentarfilm «Iraqi Odyssey» begonnen hatte. Dabei erweitert er den Blickwinkel der Erinnerungen an eine verlorene Heimat, denn aus der Exilerfahrung der eigenen Familie wird die Exilerfahrung vieler Irakerinnen und Iraker. Diese fühlen sich aus ganz unterschiedlichen Gründen in ihrem Geburtsland nicht mehr sicher. Ihre Heimat wirft lange Schatten … Samir nimmt sich Zeit für seine Figuren und ihre Schicksale und verwebt dabei die zentralen Themen Homosexualität, Religion und die gesellschaftliche Rolle der Frau geschickt zu einem authentischen Ganzen. Ein melancholischer Abschied, der zugleich die Hoffnung auf ein verständnisvolleres Miteinander in sich trägt.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Baghdad in My Shadow», Schweiz/Deutschland/UK 2019, Regie: Samir, Besetzung: Haytham Abdulrazaq, Zahraa Ghandour, Shervin Alenabi, Verleih: Filmcoopi, http://www.filmcoopi.ch; Webseite: https://www.filmcoopi.ch/movie/baghdad-in-my-shadow

Ab 28. November 2019 im Kino