And Then we Danced

Seit seiner Kindheit trainiert der junge Merab im georgischen Staatsballett in Tiflis. Als das berühmte Nationalensemble ein neues Mitglied sucht, scheint das Ziel für den mittellosen Georgier zum Greifen nah. Gleichzeitig taucht in der Tanzschule der charismatische Irakli auf, der sich dem starr-traditionellen Konzept des Volkstanzes viel besser unterzuordnen weiss, als Merab mit seinen sinnlich-spielerischen Improvisationen. Irakli wird deshalb Merabs stärkster Konkurrent um den Platz und gleichzeitig fühlt er sich von Anfang an von dessen Leichtigkeit und Unbeschwertheit angezogen. Durch ihn verspürt Merab immer stärker den inneren Drang, aus seinem konservativen Umfeld auszubrechen.

Levan Akins Romanze über zwei männliche Tänzer in Tiflis ist mitreissend in ihrer Körperlichkeit und ihrer Art, eine Geschichte über Freiheit und Selbstbestimmung in einer strenggläubig-homophoben Gesellschaft zu erzählen. Wie sehr der Film an den alten Strukturen rüttelt, zeigt allein die Tatsache, dass es bei seiner Premiere in Georgien zu gewalttätigen Protesten kam. Eine Entdeckung ist Levan Gelbakhiani, ein Tänzer ohne vorherige Erfahrung als Schauspieler, den Akin über Instagram fand und der als Merab ausgezeichnet ist. Sein offenes, intelligentes und einfühlsames Gesicht erfüllt den Bildschirm in jeder Einstellung mit Leben. Auch seine Tanzszenen sind elektrisierend, besonders die Schlussszene, in der sich Merab buchstäblich frei tanzt.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«And Then We Danced», Schweden/Georgien 2019, Regie: Levan Akin, Besetzung: Levan Gelbakhiani, Bachi Valishvili, Ana Javakishvili, Verleih: cineworx, http://www.cineworx.ch

Kinostart: 25. Juni 2020