Ammonite

Südengland um 1840. Im kleinen Küstenort Lyme Regis lebt die spröde Aussenseiterin Mary Anning zusammen mit ihrer verwitweten Mutter ein karges Leben. Tagtäglich sucht die versierte Paläontologin die nahen Klippen nach Fossilien ab. Die kleinen Ammoniten verkauft sie in ihrem Laden an Touristen.

Ihre grossen Funde, wie das Skelett eines Ichthyosaurus, das Mary als 12-Jährige entdeckte, werden zwar in namhaften Museen ausgestellt, ihr Name jedoch vom Tableau entfernt, denn Frauen wurden damals in der Wissenschaft nicht anerkannt. Doch auf ihr Know-how verzichten, möchten junge Paläontologen wie Roderick Murchison trotzdem nicht. Deshalb begleitet er sie einige Tage lang. Als er wieder abreist, lässt er seine depressive Frau Charlotte in Marys Obhut. Er selbst fühlt sich mit ihr überfordert. Erst zeigt sich Mary davon wenig begeistert, dann entwickelt sie aber nach und nach Gefühle für Charlotte.

Schon in seinem eindrücklichen Debüt «God’s Own Country» von 2017 erzählte Regisseur Francis Lee die Liebesgeschichte zweier Männer. Hier lässt er die biografisch belegte Fossiliensammlerin Mary Anning lesbisch sein, was zu einigen Kontroversen führte. Kate Winslet und Saoirse Ronan wirken zwar als Paar seltsam kühl, spielen aber jede für sich fantastisch. Überzeugend ist auch die grossartige Bildsprache sowie der schmerzhafte Blick auf die patriarchalen Strukturen jener Zeit, in der eine alleinstehende Frau die Ausnahme blieb.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Ammonite», UK 2020, Regie: Francis Lee, Besetzung: Kate Winslet, Saoirse Ronan, Gemma Jones, Verleih: Ascot Elite, http://www.ascot-elite.ch

Kinostart: 20. Mai 2021