All my Loving

Der Pilot Stefan verliert langsam sein Gehör, kann sich aber nicht damit abfinden, dass er seinen Beruf aufgeben muss. Seine Schwester Julia hat indes mit dem Verlust ihres Sohnes zu kämpfen und versucht diesen mit übermässiger Tierfürsorge zu kompensieren. Der Dritte im Bunde, Familienvater und Langzeitstudent Tobias, besucht seine Eltern, weil es dem störrischen Vater nicht gut zu gehen scheint.

Der Inhalt dieses authentisch wirkenden Familiendramas von Edward Berger, der mit Serien wie «Deutschland 83» und «Patrick Melrose» auf sich aufmerksam gemacht hat, kommt unaufgeregt daher. Die Traurigkeit, die sich dahinter verbirgt, berührt dadurch umso mehr. Das ist deshalb bemerkenswert, weil uns die Figuren mit ihrem verzweifelten Verhalten einerseits auf eine Geduldsprobe stellen, andererseits durch die Bedienung gewisser Stereotype, wie den Porsche-fahrenden Hedonisten, nicht unbedingt sympathisch erscheinen. Doch im Laufe der fast zweistündigen Handlung entwickelt man Verständnis für sie, was vor allem dem nuancierten Spiel der durchs Band fähigen Darsteller zu verdanken ist.

Vordergründig werden hier die Lebenskrisen dreier Geschwister exemplifiziert. «All my Loving» handelt aber auch von den schwierigen Beziehungen zwischen Eltern und Kindern und von der Leere, welche die oftmals zwiespältigen Gefühle in uns hinterlassen. Der Film ist eine präzise beobachtete Momentaufnahme einer glücklosen Generation, die irgendwo in sich selbst verloren gegangen ist.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«All my Loving», Deutschland 2019, Regie: Edward Berger, Besetzung: Lars Eidinger, Nele Mueller-Stöfen, Hans Löw; Verleih: Outside the Box, Homepage: http://www.outside-thebox.ch, Film-Homepage: http://www.allmyloving-film.de/

Sarah Stutte, Filmjournalistin

Zu Streamen auf http://www.myfilm.ch