About Endlessness

«Was tut man, wenn man seinen Glauben verloren hat?», fragt der verzweifelte Pfarrer. Oder wenn der Psychiater nur noch nach Hause und der Zahnarzt seinen Kummer mit Schnaps bändigen will? In rund zwanzig oft skurril anmutenden Bildern oder Kurzgeschichten werden wir mit herausfordernden Episoden der menschlichen Existenz konfrontiert: vom banalen Missgeschick mit dem abgebrochenen Schuhabsatz bis zum Scheitern von Hitlers Weltbeherrschungsfantasien.

Der schwedische Regisseur Roy Andersson lässt unseren Blick über die Stadt in der Septemberstimmung schweifen. Wir begegnen Menschen, die getrieben sind von Verlusterfahrungen, Scham oder unerfüllten Sehnsüchten. Doch ab und zu leuchten Hoffnungsschimmer auf: Der Vater, der dem Kind die Schuhe bindet im strömenden Regen oder der Mann, der sich überzeugt zeigt, alles sei «trotzdem fantastisch.»

Vielleicht liegt der grösste Trost in der Off-Stimme einer Frau, die die Sequenzen jeweils mit «Ich sah …» einleitet. Die Anzeigen zum Film erinnern dabei an Scheherazade aus «Tausendundeiner Nacht». Es könnte sich aber auch um die göttliche Stimme handeln, die mit den Augen des Liebespaares, das mehrfach am Himmel durch ein Bild schwebt, auf diese Welt hinuntersieht. Auf jeden Fall ist dieser Film nicht nur grossartig komponiert mit den (durchgängigen) Totalen, die den Handelnden ihren Raum geben. Er regt zudem an, darüber nachzudenken, wie ich die Welt und die Menschen darin sehe.

Hermann Kocher, Pfr. Dr. theol., Vizepräsident Interfilm Schweiz

About Endlessness (Om det oändliga), Schweden/Norwegen 2019, 78 Min., Regie: Roy Andersson, Besetzung: Martin Serner, Bengt Bergius, Lisa Blom, Verleih: Xenix Filmdistribution GmbH, http://www.xenixfilm.ch

Kinostart: 05. März 2020