Fúsi – Virgin Mountain

Der Isländer Fúsi verhilft anderen zum Abheben: Gleich zu Beginn des Films «Virgin Mountain» wird gezeigt, wie er auf einem tristen Flughafengelände die Koffer der Passagiere umlädt. Im eigenen Leben hingegen gibt’s für den herzensguten und fülligen Mittvierziger keine Höhenflüge: Fúsi wohnt noch immer bei seiner Mutter, spielt mit ferngesteuerten Autos und stellt auf einer grossen Modellanlage Schlachten des Zweiten Weltkriegs nach. Das Mobbing seiner Arbeitskollegen nimmt er stoisch hin und versinkt in der Eintönigkeit seines grauen Alltags.

Doch dann erhält er zum Geburtstag einen Tanzkurs geschenkt und geht sogar widerwillig hin. Er lernt die liebenswürdige und attraktive Sjöfn kennen, mit der sich bald eine zarte Liebe anbahnt. Als Sjöfn in eine Depression gerät, die ihr Leben massiv aus den Angeln hebt, steht Fúsi zu ihr: Er stellt sich den Herausforderungen und wächst langsam aus seinem bisherigen Alltagstrott heraus, indem er mehr und mehr Verantwortung übernimmt. Mit bestem Vermögen versucht er, Sjöfn zu unterstützen – ohne Garantie auf Erfolg, aber mit immer stärkerem Willen und Potential.

So ist keine typische Romanze entstanden, sondern ein witziger und zugleich tiefgründiger Film, der behutsam die Entwicklungsschritte im Leben eines Aussenseiters aufzeigt und ermutigt, sich den Hindernissen im eigenen Alltag zu stellen, Gewohntes loszulassen und andere Horizonte zu erschliessen.

Thomas Schüpbach, Pfarrer ref. Kirchgemeinde Zürich-Sihlfeld*
pfarramt@sihlfeld.ch

«Fúsi – Virgin Mountain»; Island/Dänemark 2015; Regie: Dagur Kári; Besetzung: Gunnar Jónsson, Ilmur Kristjánsdóttir, Margrét Helga Jóhannsdóttir; Verleih: Xenix Filmdistribution, http://www.xenixfilm.ch

Kinostart: 18.02.2016

*Thomas Schüpbach ist Mitglied im reformierten Arbeitskreis Kirche und Film. In loser Folge schreiben Pfarrpersonen und kirchliche Mitarbeitende aus dem Arbeitskreis Filmtipps.


«Fúsi – Virgin Mountain» wurde an den 57. Nordischen Filmtagen Lübeck 2015 mit dem kirchlichen Filmpreis der Interfilm-Jury ausgezeichnet. Der Film vermittle, so die Jury in ihrer Begründung, auf künstlerisch tiefgründige Weise die Werte der Seligpreisungen an die moderne Gesellschaft.