Unter der Haut

Alice und Frank sind seit 18 Jahren verheiratet, haben drei Kinder und sind gerade dabei, sich in ihrem neuen Haus einzurichten. Doch unter der Haut brodelt es bei Frank. Seine zunehmende Unzufriedenheit äussert sich in Stimmungsschwankungen, die bis zu einem Ausraster auf dem Kindergeburtstag gipfeln. Frank erklärt sich mit Überforderung auf der Arbeit und Alice versucht ihn mit mehr Zweisamkeit zu besänftigen. Doch gerade das bringt nicht die gewünschte Nähe, sondern nur noch mehr Distanz. Als Alice auf dem Familiencomputer den Link zu einer Schwulenseite entdeckt, verdächtigt sie erst ihren Teenager-Sohn. Doch langsam wird ihr klar, dass ihr Mann derjenige ist, der sich zu anderen Männern hingezogen fühlt. In ihrer Panik verdrängt sie das Unausweichliche und klammert sich an die Hoffnung, während Frank weder die Familie, noch seinen Freund aufgeben will.

Im ersten Langspielfilm der Zürcher Regisseurin Claudia Lorenz glänzen vor allem Ursina Lardi und Neuentdeckung Flurin Giger mit ihrem intensiven Spiel. In ruhigen, intimen Bildern wird von einer Trennung und ihren Folgen erzählt. Der Fokus ruht dabei auf den Zurückgebliebenen, der Vater rückt aus dem Bild und markiert damit genau die Leere, die er hinterlässt. Die Verletzungen wiegen schwer und gehen tiefer, denn das verspätete Coming-Out des Vaters führt bei Mutter wie Kindern von Selbstzweifeln und Vertrauensverlust bis hin zum Infragestellen der eigenen Existenz.

Sarah Stutte, Filmjournalistin
sarah.stutte@medientipp.ch

«Unter der Haut», Schweiz 2015, Regie: Claudia Lorenz, Besetzung: Ursina Lardi, Dominique Jann, Flurin Giger; Verleih: Xenix, http://www.xenixfilm.ch; Filmwebsite: http://www.unterderhaut.ch

Kinostart: 26. Februar 2015