Ida

Die Novizin Anna malt mit sicherer Hand die Konturen des Gesichts einer Jesusfigur und bringt diese in den verschneiten Innenhof des kleinen polnischen Klosters. Die Konturen ihres eigenen Lebens scheinen Anna weit verborgener zu sein. Als Waisenmädchen hat sie ihre Kindheit in den 50er-Jahren in einem polnischen Kloster verbracht. Bevor die junge Frau nun ihr Gelübde ablegen darf, fordert die Oberin sie auf, Tante Wanda, Annas einzige Verwandte, zu besuchen. Wanda offenbart ihr ein Geheimnis: Eigentlich ist Anna Jüdin und ihr wahrer Name ist Ida. Von dieser Nachricht ins Wanken gebracht, begibt sich Anna / Ida gemeinsam mit ihrer Tante auf eine Reise durch Polen, auf der sie sich mit der tragischen Geschichte ihrer jüdischen Familie auseinandersetzt. Gleichzeitig beginnt sie, ihr eigenes Leben, ihre Identität und ihren Glauben zu hinterfragen. Sie entdeckt die körperliche Liebe und Jazz. Welchen Weg will Ida nun einschlagen?

Die Schlussmusik, der Bachchoral «Ich ruf zu dir Herr Jesus Christ», gibt die Antwort und schliesst musikalisch auf berührende Weise den Kreis zum Anfangsbild des Films. In wunderbar komponierten Schwarz-Weiss-Bildern mit starker Symbolik entfaltet der Regisseur Pawel Pawlikowski eine Geschichte über Identitätssuche, Glaube und Vergebung von Menschen in einem osteuropäischen Land der kommunistischen Nachkriegszeit.

Ingrid Glatz, Pfarrerin ref. Kirchgemeinde Aarwangen*
ingrid.glatz@be.ref.ch

«Ida», Polen / Dänemark 2013, Regie: Pawel Pawlikowski, Besetzung: Agata Kulesza, Agata Trzebuchowska, Joanna Kulig; Verleih: Frenetic, Frenetic Films AG, http://www.frenetic.ch

Kinostart: 17. April 2014

«Ida» ist unser Film des Monats April und als pdf abrufbar. Film-des-Monats-Archiv


*Ingrid Glatz ist Mitglied im reformierten Arbeitskreis Kirche und Film. In loser Folge schreiben Pfarrpersonen und kirchliche Mitarbeitende aus dem Arbeitskreis Filmtipps.