Glückspilze

Aus zerrütteten Familien mit Drogen- oder Alkoholproblemen oder direkt von der Strasse stammen die Kinder und Jugendlichen, die Larisa in ihrem Zirkus UPSALA in St. Petersburg aufnimmt und ihnen einen neuen Sinn gibt. Darunter ist Mischa, der von zu Hause abhaute, seit 10 Jahren dabei ist und inzwischen selber Kinder in Artistik unterrichtet. Und da ist der Jüngste, Danja, der im Heim lebt, auf Adoptiveltern hofft und im Zirkus sichtlich auflebt. Hier ändere sich die Stimmung, man könne was lernen, sagt einer der jungen Artisten einmal.

Die Schweizer Regisseurin Verena Endtner präsentiert in ihrem Dokumentarfilm aber keine heile Zirkuswelt, sie zeigt auch die Probleme, mit denen Larisa und die Artisten konfrontiert sind. Dem Zirkus droht das Aus, weil es kein Übungslokal mehr gibt, und die Integration in die Truppe klappt nicht immer – wie bei Igor, der die anderen Kinder tyrannisiert, sich aber zugleich von ihnen ausgegrenzt fühlt. Und schliesslich gibt Endtner auch Einblick in die Welt, aus der die Kinder kommen: Parallel porträtiert sie Nastja, ein Mädchen, das nie vom Zirkus entdeckt wurde und auf der Strasse lebt.

Über die Tournee in die Schweiz sowie die Zusammenarbeit mit Gardi Hutter erfährt man wider Erwarten eher wenig. Indem sich Endtner aber auf wenige Kinder beschränkt und sie begleitet, entsteht eine Nähe zu ihnen, und es wird auf berührende Weise spürbar, wie die Zirkusarbeit Sinn geben kann.

Andrea Lüthi, Kulturjournalistin
andrea.luethi@medientipp.ch

«Glückspilze», Schweiz 2013, Regie: Verena Endtner; Verleih: Aloco, Filmwebsite: http://www.glueckspilze-film.ch

Kinostart: 16. Januar 2014