Araf – Somewhere in Between

Tag für Tag rackert sich die junge Zehra in einer Autobahnraststätte ab und träumt davon, auszubrechen aus ihrer eintönigen Arbeit und dem Leben mit ihrer strengen, traditionsbewussten Mutter. Der quirlige Olgun wiederum träumt davon, in einer Fernsehshow reich zu werden und Zehra zu heiraten. Diese aber projiziert ihre Sehnsüchte in den Fernfahrer Mahur, der nie ein Wort sagt. Sie lässt sich auf den sanften Mann ein, ohne an die Folgen zu denken. Alles kommt anders, als Zehra es sich erhofft hatte, und als Zuschauer fragt man sich, ob das Happy-End tatsächlich zu einem glücklichen Leben führen wird.

Der Film der türkischen Regisseurin Yesim Ustaoglu kommt fast ohne Musik aus, und die Stille unterstreicht die starre Winterlandschaft, in der Olguns und Zehras Träume vom freien Leben umso intensiver wirken. Ustaoglu findet Bilder für Olguns und Zehras Gefühle des Eingeschlossenseins – nicht zufällig bezeichnet der Filmtitel eine Grenze, einen Schwebezustand. Olgun etwa findet den Draht zu seinem Vater nicht. Die beiden beobachten sich nur durch Türen oder im Spiegel. Verregnete Scheiben und Schneegestöber trüben Zehras Blick nach draussen – oder in die Zukunft. «Araf – Somewhere in Between» ist ein melancholischer und eindringlicher Film über die Hoffnungen von zwei Jugendlichen, die eingesperrt sind in gesellschaftlichen Zwängen und sozialer Schicht.

Andrea Lüthi, Kulturjournalistin
andrea.luethi@medientipp.ch

«Araf – Somewhere in Between», Türkei 2012, Regie: Yesim Ustaoglu; Besetzung: Neslihan Atagül, Baris Hacihan, Özcan Deniz; Verleih: Trigon-Film, http://www.trigon-film.org

Kinostart: 22. August 2013