Fill the Void

Die 18-jährige Shira lebt in Tel Avivs orthodoxer Gemeinschaft der Chassidim und hegt Hochzeitspläne. Unvermittelt stirbt ihre ältere Schwester bei der Geburt ihres ersten Kindes und hinterlässt ihren Ehemann Yochai und den neugeborenen Sohn Mordechai. Als Yochai nach einiger Zeit erwägt, sich in Belgien wieder zu verheiraten, macht Shiras Mutter einen gewagten Vorschlag, um ihr Enkelkind nicht zu verlieren: Yochai und Shira könnten heiraten. Die beiden reagieren skeptisch.

Regisseurin Rama Burshtein hat als orthodoxe Jüdin das Anliegen, ihre Leidenschaft für den Chassidismus mit filmischen Mitteln aufzuzeigen. Dies gelingt ihr mit ihrem ersten Spielfilm «Fill the Void» auf brillante und authentische Weise, indem sie ein pulsierendes und ausgefülltes Milieu zeigt und Shira keineswegs – und anders als es im Filmtitel anklingen mag – als Lückenbüsserin reduziert.

Ästhetisch ist besonders beeindruckend, dass der Film vorwiegend in den Innenräumen eines Hauses spielt und die filmischen Instrumente auf Figuren, Dialoge, Farben und Bildgestaltung konzentriert wurden. Entstanden ist ein spannender, offener, bunter und echter Einblick in eine Gemeinschaft, in der die Figuren nicht danach trachten, auszubrechen, sondern einen Weg suchen, in ihrer Welt zurecht zu kommen: Sie sind nicht Marionetten ihrer Religion, sondern gehen darin auf. Ihre Leidenschaft berührt und schafft Nähe und Mitempfinden.

Thomas Schüpbach, Pfarrer ref. Kirchgemeinde Zürich-Sihlfeld*
pfarramt@sihlfeld.ch

«Fill the Void», Israel 2012, Regie: Rama Burshtein, Besetzung: Hadas Yaron, Yiftach Klein, Irit Sheleg, Chaim Sharir; Verleih: Filmcoopi Zürich,  http://www.filmcoopi.ch

Kinostart: 21. März 2013

*Thomas Schüpbach ist Mitglied im reformierten Arbeitskreis Kirche und Film. In loser Folge schreiben Pfarrpersonen und kirchliche Mitarbeitende aus dem Arbeitskreis Filmtipps.