Unter Wasser atmen

Aus der Vita von Heiligen ist bekannt, dass sie Menschen waren, die eine besondere Ausstrahlung entwickelten. Aber auch unter den Lebenden gibt es Menschen, die mit ihrem Lebenswillen grosse Vorbilder sind. Nils Jent ist einer von ihnen. Er hat als junger Mann einen schweren Motorradunfall überlebt. Trotz schweren Behinderungen und dem Verlust des Augenlichts hat er die Matura nachgeholt, ein Studium an der Hochschule St. Gallen absolviert und zudem einen Doktortitel erworben.

Die Lebensgeschichte, die der Film vor uns ausbreitet und mit stimmigen Bildern montiert, zeigt den Alltag von Nils Jent: seine Schwierigkeiten beim Anziehen, beim Kochen und in der Berufswelt. Mit seinen Grenzen hat er gelernt umzugehen. Er arbeitet 18 bis 20 Stunden pro Tag, um sein Pensum als Dozent an der HSG leisten zu können. Er hat sich dabei auf das Diversity-Managment in Unternehmen spezialisiert. Aus eigener Erfahrung weiss er, wie Menschen am besten in einen Arbeitsprozess integriert werden können. Erstaunlich ist dabei der unglaubliche Wille, die eigenen Grenzen immer wieder zu überschreiten und sein Leben zu meistern. Mit dem Bild der Schildkröte, die sich aus eigener Kraft vom Rücken auf den Bauch dreht und wieder ins Wasser eintaucht, hat der Film ein sehr schönes Leitmotiv gefunden. Im Wechsel von Super-8-Material, Interviews und Alltagsszenen ist den beiden Regisseuren ein berührendes und ermutigendes Porträt gelungen.

Charles Martig, Filmbeauftragter Katholischer Mediendienst
charles.martig@kath.ch

«Unter Wasser atmen», Schweiz 2011, Regie: Andri Hinnen, Stefan Muggli, Dokumentarfilm; Verleih: Ascot Elite Entertainment Group, http://www.ascot-elite.ch, Filmwebsite: http://nilsjentfilm.ch

Kinostart: 7. Juni 2012

«Unter Wasser atmen» ist unser Film des Monats Juni und als pdf abrufbar. Film-des-Monats-Archiv