The Tree

Wie kann ein kleines Mädchen mit dem plötzlichen Tod des Vaters umgehen? Simone, die von der erst siebeneinhalbjährigen Morgana Davies schlicht stupend gespielt wird, findet ihren ganz eigenen Weg der Trauerbewältigung: Für sie lebt der Vater im mächtigen Feigenbaum direkt vor ihrem Haus weiter. Hoch in den Ästen fühlt sie sich ihm nahe, aus dem Blätterrauschen heraus hört sie seine Hilfe bei den Hausaufgaben. Derweil versinkt ihre Mutter in Trauer und überlässt ihre vier Kinder mehr oder weniger sich selbst. Erst nach Wochen oder gar Monaten rafft sie sich auf und sucht Arbeit. Hierbei lernt sie einen neuen Mann kennen, was sowohl Simone als auch der Baum mit deutlicher Ablehnung quittieren.

Julie Bertucelli («Depuis qu’Otar est parti») lässt den Film im Land seiner Romanvorlage spielen, in der australischen Weite mit ihrer spröden, schönen, aber auch gewaltigen Natur. Einen solchen Baum, solche Dürre, solche Stürme findet man nicht in Europa. Dennoch wird das unmittelbare Zusammenleben mit der Natur nicht romantisiert, noch werden übersinnliche Vorgänge beschworen. Vielmehr geht es in dem leisen Familiendrama um die Deutung dessen, was uns zustösst und wie wir mit Naturgewalten leben können, und sei es die des Todes. Charlotte Gainsbourg in der Rolle der Mutter zeichnet sensibel den Weg einer Witwe nach, die erst wieder lernen muss, ihren Kindern Mutter zu sein.

Christine Stark, Filmbeauftragte Reformierte Medien
christine.stark@ref.ch

«The Tree», Australien, Frankreich, Deutschland, Italien 2010, Regie: Julie Bertucelli, Besetzung: Charlotte Gainsbourg, Marton Csokas, Morgana Davies; Verleih: Filmcooperative Zürich, Internet: http://www.filmcoopi.ch. Filmwebsite: http://www.larbre-lefilm.com, http://www.thetreefilm.com

Kinostart: 10. März 2011