Pianomania

Drehen, hämmern, Schallspiegel bauen oder gar Staubknäuel auf dem Resonanzboden platzieren: Wenn Stefan Knüpfer einen Flügel stimmt, ist das alles andere als das blosse Optimieren von Tonhöhen. Es ist eine manische, perfektionistische, lustvolle Liebe zum vollkommenen Klang. Auf die Suche danach wird er von seinen berühmten Klienten geschickt, mit denen Knüpfer als Meisterstimmer von Steinway & Sons zusammenarbeitet. Es sind allesamt Pianisten von Weltrang wie Alfred Brendel, Lang Lang oder eben auch Pierre-Laurent Aimard, dessen Einspielung der „Kunst der Fuge“ den Film strukturiert.

Während derzeit Blockbuster das Revival der dreidimensionalen Illusion feiern, kommt hier ein Dokumentarfilm ins Kino, dem man die allersensibelsten Tonanlagen wünscht, ein 3-D-Hörgerät dazu, so es dies gäbe. Doch auch wenn die letzten Nuancen für Laien unhörbar bleiben, ist es das reinste Vergnügen, der Arbeit des Meisterstimmers zu lauschen und eben auch zuzusehen. Der Film über Tastenkünstler – und dies gilt neben den Pianisten eben auch für den Protagonisten Knüpfer – ist selbst ein Kunstwerk geworden. Er bebildert genussvoll die Faszination Piano und sollte auch die begeistern können, die bislang nur wenig mit Klaviermusik anfangen konnten. Jedenfalls wird man danach ein Konzert oder eine Einspielung mit anderen Ohren hören.

Christine Stark, Filmbeauftragte Reformierte Medien
christine.stark@ref.ch

„Pianomania“, Österreich/Deutschland 2009, Regie: Lilian Franck, Robert Cibis, Dokumentarfilm; Verleih: Filmcoopi Zürich, Internet: http://www.filmcoopi.ch, Filmwebsite: http://www.pianomania.de

Kinostart: 4. März 2010