Leergut – Vratné Lahve

Der Übertritt in den Ruhestand gehört zu den durchaus kritischen Lebensereignissen. Was tun mit all der Zeit, die nach Wegfall der von der Arbeit geregelten Tagesstruktur anfällt? Wie wirkt sich die plötzliche Dauerpräsenz auf eingespielte Beziehungen aus? Fragen, denen sich auch der Prager Lehrer Josef stellen muss, nachdem er aus Frust über die Ungehörigkeit der der Schüler den Bettel hingeschmissen hat. Sein Ausweg: Eine neue Stelle. Während er bald ganz in seinem Job – der Annahme von Pfandflaschen im Supermarkt – aufgeht, argwöhnt seine Frau, dass er vor allem das Zusammensein mit ihr meiden will.

Jan Sverák (43) hat mit „Kolya“ 1997 den Oscar für den besten fremdsprachigen Film gewonnen und mit „Leergut“ in seiner tschechischen Heimat Kassenrekorde gebrochen. Zusammen mit „Volksschule“ (1991) bilden diese Filme eine Trilogie der Lebensalter, die der Regisseur mit seinem Vater Zdenek Sverák (72) als Drehbuchautor und Hauptdarsteller verfilmt hat. Auch wenn der von ihm gespielte Pensionist auf der Suche nach einer neuen Lebensperspektive nur zu gerne hilfreich in das (Liebes)Leben seiner Mitmenschen eingreift, ein putziger Greis, zu dem einem die Sympathie förmlich aufgedrängt wird, ist er nicht. In der brüchigen Lebenslust und der Widerborstigkeit dieses immer wieder auch von schwülen erotischen Fantasien heimgesuchten Josef liegt wohl das Geheimnis des generationenübergreifenden Zuschauererfolgs dieses Films.

Julia Marx, Filmpublizistin

„Leergut – Vratné Lahve“, Tschechische Republik 2007, Regie: Jan Sverák, Darsteller: Zdenek Sverák, Daniela Kolárová, Tatiana Vilhelmová; Verleih: Look Now! Internet: http://www.looknow.ch, Filmwebsite: http://www.leergut-der-film.de

Kinostart: 25. September 2008