Irina Palm

Maggie lebt als Witwe in einem Vorort von London und sie braucht Geld. Ihr Enkel ist schwerkrank und die Behandlung weit im fernen Australien unbezahlbar. Als 60-jährige Frau erhält sie keinen Kredit. Sie begibt sich auf Jobsuche, missversteht das Schild «Hostess required – excellent rates» und landet in einem Pornoladen in Soho. In einer kleinen Kabine macht Maggie unter dem Künstlernamen «Irina Palm» Karriere. Zuerst erstaunt und fassungslos, dann mit wachsender Routine erlöst sie die Männer von ihren Beschwerden. Und so lebt sie ihre Begabung als Handwerkerin mit Pflichtbewusstsein und Alltagssinn. Bald stehen die Männer Schlange vor ihrer Kabine. Als Irina Palm wird Maggie zur gefragten Sexworkerin.

Der Film lebt von der schauspielerischen Leistung von Marianne Faithfull, die von der singenden Nebendarstellerin der Swinging Sixties zu einer glaubwürdigen Hauptdarstellerin aufsteigt. Wie sich Marianne alias Maggie mit Schürze, Thermoskanne und Blumen an ihrem Arbeitsplatz einrichtet, gehört zu den schönsten Szenen des Films. Als Hausfrau geht sie auch in dieser ihr fremden Welt pragmatisch vor und macht sie zur ihrer eigenen. Sie will, dass es nett aussieht. Damit treffen zwei Welten aufeinander. Der Konflikt zwischen der Welt des Sexbusiness und der mittelständischen Familie ist voraussehbar. Ebenso die Abrechnung mit der Doppelmoral der Vorstadt-Freundinnen. «Irina Palm» ist kluges Unterhaltungskino und Starvehikel zugleich.

Charles Martig, Filmbeauftragter Katholischer Mediendienst
charles.martig@kath.ch

«Irina Palm», Belgien / Deutschland u.a. 2007, Regie: Sam Garbarski, Besetzung: Marianne Faithfull, Miki Manojlovic, Kevin Bishop; Verleih: Filmcooperative Zürich, Internet: http://www.filmcoopi.ch, Filmwebsite: http://www.irinapalm-derfilm.de

Kinostart: 21. Juni 2007

Die Heilige in der Pornokabine (Die Zeit, 8.2.2007)
http://www.zeit.de/2007/07/B-Faithful