I Am Not Your Negro

Der Schriftsteller James Baldwin begann 1979 die Arbeit an seinem letzten, unvollendeten Buch, dem er den Titel «Remember This House» gab. Er reflektiert darin sein Verhältnis zur Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner in den USA. Mit Trauer und Unverständnis blickt er zurück auf das Schicksal von drei prominenten Vertretern: Martin Luther King, Malcolm X und Medgar Evers. Alle drei wurden ermordet. Regisseur Raoul Peck hat aus den 30 unvollendeten Manuskriptseiten eine fulminante Collage aus Archivfotos, Filmausschnitten und Nachrichten-Clips komponiert. Der dokumentarische Essay zeigt die Meilensteine des «Civil Rights Movement»: die Boykottinitiativen und der Widerstand auf der Strasse, afroamerikanische Proteste gegen Polizeigewalt bis in die jüngste Vergangenheit sowie Baldwins kompliziertes Verhältnis zur Black-Power-Bewegung. Der Film ist ein überwältigender und verstörender Versuch, die bis heute weitgehend ausgeblendete Wirklichkeit schwarzer Amerikaner zu erfassen. Die Stimme von Samuel L. Jackson gibt der Erzählung einen poetisch-meditativen Rhythmus. In allen Schattierungen der Montage und des Erzähltextes ist das feine Gespür von James Baldwin für die Unterdrückungsmechanismen erkennbar. Der Autor litt unter dem alltäglichen Rassismus und unter seiner Diskriminierung als Homosexueller. Peck hat ihm ein filmisches Denkmal gesetzt, das gleichzeitig Gedicht und politisches Manifest ist.

Charles Martig, Filmjournalist im Katholischen Medienzentrum

Filmstart: 13.04.2017

Gratis zum Streamen auf http://www.playsuisse.ch

«I Am Not Your Negro», Frankreich 2016, Regie: Raoul Peck, Samuel L. Jackson (OFF-Stimme); Sister Distribution: http://sister-distribution.ch/i-am-not-your-negro/

https://www.youtube.com/watch?time_continue=8&v=IBGZNRgyoeU