Cahier Africain

Arlette ist die jüngste Zeugin im Heft. Neben ihrem Passfoto steht in krakeliger Handschrift auf karierten Seiten, was ihr 2002 von kongolesischen Söldnern angetan wurde. Arlette ist eine von 300 Mädchen und Frauen aus der Zentralafrikanischen Republik, deren Aussagen in einem Schulheft dokumentiert wurden. Im fernen Den Haag, wo die Kriegsverbrechen juristisch aufgearbeitet werden sollen, wartet das schmale Heft auf seinen Auftritt als Beweismittel.

Die Schweizer Filmemacherin Heidi Specogna stösst zufällig auf das Heft, das sie «Cahier Africain» nennt. Es lässt sie nicht mehr los. Von 2008 bis 2015 begleitete sie mit der Kamera die Menschen, deren Geschichten es erzählt. Im Zentrum ihres Films stehen die junge Christin Arlette, die an den Folgen einer Schussverletzung leidet, und die Muslimin Amzine, die vergewaltigt wurde. Heidi Specogna ist vor Ort, als 2013 die Gewalt zwischen muslimischen und christlichen Milizen in der Zentralafrikanischen Republik eskaliert und das Leben von Amzine und Arlette erneut vom Krieg erschüttert wird.

Ohne Voyeurismus erzählt die Langzeitdokumentation «Cahier Africain» von Gewalt, Ungerechtigkeit und Korruption. Voller Mitgefühl porträtiert Heidi Specogna ihre Protagonistinnen und Protagonisten. Gewürdigt wurde sie dafür mit dem Deutschen Menschenrechts-Filmpreis, dem Preis der Interreligiösen Jury und der Silbernen Taube beim Dokumentarfilmfestival in Leipzig.

Laura Lots, Redaktion Medientipp

«Cahier Africain», Schweiz/ Deutschland 2016, Regie: Heidi Specogna, Dokumentarfilm mit Arlette und Amzine; Verleih: Filmbringer Distribution, Internet: http://www.filmbringer.ch

Kinostart: 2. Februar 2017 – aktuell gratis zum Streamen auf playsuisse